Camino Frances,  Jakobsweg Blog

Camino Frances – Die Highlights Teil 2

Heute geht’s weiter mit meinen Highlights vom Camino Frances. Meine ersten drei Highlights lest ihr im vorherigen Beitrag.

Highlight Nummer 4: Die Anstiege

Anstiege finde ich auf dem Camino immer besonders spannend. Sie sind sehr anstrengend und wollen einfach nicht enden. Du siehst in der Ferne einen Berg und denkst dir, dass er sehr hoch, aber auch sehr weit weg aussieht. Du gehst immer weiter und weiter und der Berg kommt näher. Ehe du dich versiehst, spazierst du drüber. Es ist anstrengend, aber du wirst jedes Mal ausnahmslos belohnt mit einer tollen Aussicht. Am allermeisten habe ich mich beim Camino Frances tatsächlich auf die Berge gefreut. Der Frances ist, was die Höhenmeter angeht, wirklich um einiges anspruchsvoller als der Portugues.

Cruz de Ferro

Beim Frances passiert man das Cruz de Ferro direkt hinter Foncebadon. Es markiert den höchsten Punkt auf dem Camino und liegt auf 1.500m. Das Kreuz steht auf einem Steinhaufen, der unentwegt wächst, weil die Pilger dort einen mitgebrachten Stein ablegen. Der Stein symbolisiert das, was man hinter sich lassen möchte. Ich habe es als magischen Ort empfunden, auch wenn ich nicht erwartet hätte, dass direkt neben dem Kreuz eine Straße ist … Jedoch hat der Ort etwas in mir ausgelöst hat, was ich nicht ganz beschreiben kann. Am ehesten passt: Das Gefühl von Frieden und „Alles ist gut“.

Alle folgenden Orte nach dem Cruz de Ferro fand ich einfach nur toll. Besonders empfehlenswert ist zum Übernachten der Ort El Acebo. Ich war da in einer super Herberge, die auch noch relativ neu war. Habe dort sehr sehr gut gegessen und den schönsten Sonnenuntergang gesehen. Einzig der Weg dorthin war in Teilen eine Herausforderung. Denn vom Cruz de Ferro ging es teilweise so steil und auf Steinbrocken bergab, dass ich seitwärts gehen musste.

O’Cebreiro

Ein weiterer Anstieg, den ich hervorheben möchte, ist der Cebreiro-Pass (In meinem Reiseführer stand: Die Königsdisziplin). Man erreicht dort die Autonome Region Galizien und das bedeutet: Es ist nicht mehr allzu weit bis nach Santiago. Der Anstieg ist sehr steil und anstrengend, aber wenn man sich nicht unter Druck setzt und seine Kraft einteilt, ist es auf jedenfall machbar. Den dortigen Blick auf die Berge und Täler werde ich nie vergessen und zählt definitv zu den schönsten Orten, die ich je gesehen habe.

Highlight Nummer 5: Ein ganz besonderer Eintrag in meinem Pilgerpass

Nach der O’Cebreiro Etappe übernachtete ich in Triacastela. Für den nächsten Morgen hatte ich mich mit einer neugewonnen Pilgerfreundin verabredet, um die nächste Etappe gemeinsam zu gehen. Man hat dort zwei Auswahlmöglichkeiten: Entweder über Samos oder eine kürzere Variante über San Xil. Wir entschieden uns für die kürzere aufgrund vorhandener Blessuren und Erschöpfung vom vorherigen Tag. Ich brauchte an dem Morgen ewig, bis ich „abreisefertig“ war. Meine Hose war noch nass, ich musste sie erst föhnen, so sind wir dann doch ein paar Minuten später gestartet, als verabredet.

Wir gingen also los und brachten die ersten Kilometerchen hinter uns, da kamen wir an einem Haus vorbei, welches direkt am Weg gelegen war. Die Tür war geöffnet und drinnen waren überall Gemälde ausgestellt. Wir schauten neugierig rein, da tauchte ein Mann hinter uns auf und begrüßte uns ganz freundlich. Er sagte, dass sein Name Arthur sei und dass er gerade erst „geöffnet“ habe und bat uns rein. Er fragte nach unseren Pilgerpässen und setzte sich damit an seinen Schreibtisch. Wir schauten uns um und bewunderten die Gemälde, bis ich irgendwann bemerkte, dass er nicht einfach mit einem Stempel arbeitete. Er hatte seine Malutensilien augebreitet und malte uns jeweils ein Bild in den Pilgerpass. Nachdem er fertig war, hat er nach unseren Namen gefragt und für uns gebetet. Das alles hat mich emotional sehr berührt, sodass mir einfach die Tränen runterliefen – ich konnte sie nicht stoppen.

Ich fand das so berührend und einfach so wunderschön, wie die Menschen auf und am Camino sind. Genau das macht für mich den Camino aus. Er hat uns dann noch eine Blume aus seinem Garten geschenkt, die wir den Tag über an den Rucksäcken hatten. Wer mehr über Arthur erfahren möchte oder ihn auch besuchen möchte, findet auf seiner Homepage hier mehr Informationen. Ich kann nur froh sein, dass meine Hose am Morgen noch nass war und wir dadurch spät dran waren, sonst hätte ich dieses Erlebnis wahrscheinlich nicht gehabt.

Highlight Nummer 6: Der Camino Spirit

Der Camino Spirit ist meine ganz eigene Definition von einem Gefühl. Ich habe es so oft erlebt, gerade auf dem Camino Frances. Es ist heiß, die Füße tun weh, ich habe Hunger und nebenbei muss ich noch einen Anstieg bewältigen. Dann kommt schnell der Gedanke: Wie soll ich das nur schaffen? Was ich in diesen Momenten immer erlebt habe ist ein plötzlicher Energieschub, der mir dabei geholfen hat, genau diese Situationen immer zu bewältigen – manchmal sogar mit einem Gefühl von Leichtigkeit. Genau das ist der Camino Spirit, der auf magische Weise einfach immer dann auftaucht, wenn ich ihn am meisten brauche. Danke Camino Spirit!

Highlight Nummer 7: Die Menschen

Auf dem Camino Frances war mein persönliches Bedürfnis, einfach alleine zu sein. Mein Augenmerk lag auf Ruhe und Innenschau. Genau das hatte ich auch. Natürlich war ich nicht nur alleine. Ich hatte eine perfekte Mischung aus alleine sein und Gesellschaft. Ich habe wahnsinnig interessante Menschen kennengelernt und tolle Gespräche geführt.

Auf dem Camino kommt man sehr schnell sehr tief ins Gespräch. Ich erinnere mich an eine Situation, in der ich in einem Café im Garten saß mit einem Kaffee und ein Pilger kam vorbei und setzte sich mit seinem Kaffee zu mir. Wir unterhielten uns über unsere Jobs und er gab mir Tipps, wie ich mein Berufsleben ändern und dadurch verbessern könnte. Nach dem Kaffee trennten sich unsere Wege wieder. Lustigerweise traf ich ihn, als ich in Santiago vor der Kathedrale angekommen war. Aber nicht nur ihn, viele Pilger-Bekanntschaften traf ich dort! Der Camino ist dann wohl doch eher ein Dorf! Mit einigen Pilgern bin ich hin und wieder ein paar Etappen gemeinsam gegangen.

Ich bin unglaublich dankbar, dass ich diese tollen Menschen kennenlernen durfte. Mit einigen stehe ich noch immer in Kontakt.
Aber nicht nur die Pilger die ich kennengelernt habe, sind es, die den Weg so bereichern, es sind auch die Menschen, am Camino, die zum Beispiel eine Unterkunft betreiben. In Murias de Rechivaldo war ich in der Albergue Casa Flor, die von einem deutschen Pärchen liebevoll geführt wird. (Absolute Empfehlung!) Ich kam an unzähligen privaten Verpflegungsstationen vorbei, wo man auf Spendenbasis essen und trinken kann. Alle diese Menschen machen das mit so viel Leidenschaft und Hingabe, was ich einfach nur bewundernswert finde!

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