Camino Portugues,  Jakobsweg Blog

1 Jahr später

Es ist wirklich unfassbar, dass mein Abenteuer jetzt echt schon ein Jahr her ist. Diesen Blogeintrag möchte ich also meinem 1-jährigen Camino Jubiläum widmen. Hat sich etwas verändert in meinem Leben, wenn ja, was? Lebe ich jetzt anders? 

Eines weiß ich: Irgendwann werde ich wieder einen Camino gehen. Ich glaube wenn man einmal das Camino-Leuchten in den Augen hatte, wird es niemals wieder verschwinden. Ursprünglich dachte ich mal dieses Jahr daran, spontan einen Teil des Camino Frances oder Camino del Norte zu gehen. So, dass man es wieder in 2 Wochen Urlaub schaffen kann. Doch dann kam Corona. Mal sehen, ob sich dieses Jahr noch etwas ergibt. 

Jetzt aber zu meinem Rückblick: Hat sich etwas in meinem Leben verändert? Definitiv! Nicht zuletzt, weil ich meine eigene Einstellung vielen Dingen gegenüber verändert habe.
Wenn ich so zurückschaue, dann war die Nacht im Kloster, beziehungsweise die Pilgermesse dort, ein Schlüsselerlebnis auf meinen gesamten Jakobsweg. Ich weiß noch, wie sehr mich dieser Abend berührt hat. Wenn ich heute daran denke, dann habe ich Tränen in den Augen und Gänsehaut. Menschen, die für sowas nicht empfänglich sind, werden es wahrscheinlich niemals nachvollziehen können. Aber ich weiß auch, dass es viele Menschen gibt, die genau wissen, welches Gefühl ich habe, wenn ich daran zurückdenke. Denn seitdem spüre ich ein Vertrauen ganz tief in meinem Herzen. Ein Vertrauen darauf, dass alles seinen Sinn ergibt und dass alles gut ist, genauso wie es ist. 

Seit dem Camino kann ich andere Menschen viel besser verstehen, beziehungsweise bewerte ich manche Situationen oder Konflikte ganz anders. Ich nehme mir Zeit für die Menschen und versuche zu verstehen, warum sie in manchen Situationen so reagieren, wie sie reagieren und was in ihnen los sein muss, dass sie so reagieren. Ich habe aufgehört, immer die Fehler bei mir zu suchen und zu denken, dass irgendwas mit mir nicht stimmt. Ein befreiendes Gefühl, ich kann allen, die auch noch so denken, nur raten, sich davon frei zu machen. Denkt einfach immer daran:
Was Paul über Peter sagt, sagt mehr über Paul aus, als über Peter. 

Was ist noch passiert? Tatsächlich bin ich mittlerweile Vegetarier. Darüber habe ich ja auf dem Camino auch nachgedacht. Außerdem habe ich einen neuen Job, den ich sehr liebe. Ich habe im letzten Jahr gründlich aufgeräumt. Habe meine Schränke ausgemistet, die Kontaktliste in meinem Handy und auch den Kontakt zu einigen Menschen abgebrochen. Frei nach dem Motto: less people, less bullshit.
Ich bemühe mich, mein Leben frei zu halten von oberflächlichen Menschen, die nicht fähig sind, tiefe Unterhaltungen zu führen und ehrlich und authentisch zu sein. Denn wenn wir ehrlich sind, sind die meisten oberflächlichen Unterhaltungen einfach nur eine Verschwendung unserer kostbaren Zeit. Sowas brauchen wir alle nicht … Sorry für die harten Worte, aber ich habe gelernt, schnell zu erkennen, ob mir Menschen gut tun. Ist es nicht der Fall, dann haben sie keinen Platz in meinem Leben.

Was mir viele sagten: Du siehst auf den Bildern so glücklich aus. Tatsächlich war ich auch sehr sehr glücklich dort. Genau das wollte ich mir beibehalten. Natürlich kann man nicht immer nur glücklich sein im Leben und im letzten Jahr habe ich auch viel Mist erlebt … aber an schlechten Tagen hole ich mir das Camino-Gefühl zurück, indem ich mir die Bilder ansehe oder in meinem Blog lese und es wirkt tatsächlich.

Der Camino hat mir ein neues Lebensmotto geschenkt: Denn ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen. 
Ich habe mir geschworen, mein Leben mit Erlebnissen und Menschen zu füllen, die meine Augen leuchten lassen.

Und während ich das tue, fällt mir auf, dass es soooo viele Menschen gibt, die das nicht tun. Deren Augen müde und fade aussehen. Die verbittert sind und immer bereit dazu, anderen eins auszuwischen. Die die wertvolle Zeit anderer verschwenden, nur weil sie ihr Ego füttern wollen.
Dazu möchte ich sagen: Leute! Warum tut ihr euch Dinge an, die euch kein Leuchten in die Augen zaubern? Wir sind nur einmal hier auf der Welt und das soll doch so schön, wie möglich sein! Hört auf zu meckern über den Job, über eure Partnerin, euren Partner, über euer Leben. Übernehmt Verantwortung für euch selbst und geht los für das, was ihr wirklich tief in eurem Herzen wollt! Denn irgendwann ist es zu spät.
love it, change it or leave it!

Dieser Blog hat meine Liebe zum Schreiben entfacht. Angefangen als eine Art “Verarbeitungstagebuch” hätte ich niemals gedacht, dass es bisher über 1300 Besucher auf dieser Seite gibt. Teilweise haben mir Leser geschrieben, dass sie sich dank des Blogs dazu entschieden haben, den Camino zu gehen. Total verrückt. Glücklicher könnte mich das wirklich nicht machen.

Der Camino ist mein absolutes Herzensthema und wird es wahrscheinlich auch für immer bleiben.
Ich habe schon wieder solche Hummeln im Hintern und kann euch sagen dass ich, sobald sich die Möglichkeit bietet, wieder in einem Flugzeug sitze und drauf und dran bin eine neue Stadt oder ein neues Land zu erkunden. Wahrscheinlich werde ich euch mitnehmen auf diese Reise. Ihr könnt also gespannt sein 🙂

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